Bildung für nachhaltige Entwicklung

Entwicklung ist nach der Deutschen UNESCO-Kommission dann nachhaltig, wenn alle gegenwärtig lebenden Menschen weltweit würdig leben und ihre Talente und Bedürfnisse unter Beachtung planetarer Grenzen und zukünftig lebender Generationen entfalten können (vgl. DUK o. J.). Bildung für nachhaltige Entwicklung befähigt Lernende, „informierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungsbewusst zum Schutz der Umwelt für eine bestandsfähige Wirtschaft und einer gerechten Gesellschaft für aktuelle und zukünftige Generationen zu handeln und dabei die kulturelle Vielfalt zu respektieren“ (DUK 2015: 12). BNE ist also ein ganzheitliches und transformatives Konzept, das Lerninhalte und -ergebnisse, die Pädagogik und die Lernumgebung des Lernenden berücksichtigt (vgl. DUK o. J.). Forschendes, aktionsorientiertes und transformatives Lernen wird durch interaktive Lehr- und Lernweisen ermöglicht. Dabei werden innerhalb der BNE nicht nur Nachhaltigkeitsthemen thematisiert, sondern auch partizipative Methoden, wie Teamfähigkeit und kritisches Denken gefördert. Darüber hinaus ermöglicht es BNE dem Lernenden durch den lokalen bis globalen Bezug sich als Weltbürger*in zu verhalten (ebd.). Dieser lebenslange Lernprozess hat die Transformation der Gesellschaft als oberstes Ziel (vgl. DUK 2015: 12).

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist eng mit internationalen Diskursen über nachhaltige Entwicklung verbunden, die seit der Veröffentlichung des Berichts „Our Common Future“ der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung im Jahr 1987 stetig zunehmen (vgl. ebd.: 10). Ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg hin zu einer sozial-ökologischen Transformation sind die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung, die Sustainable Development Goals (SDGs), welche die Vereinten Nationen im Jahr 2015 als Teil der globalen Nachhaltigkeitsagenda 2030 verabschiedet haben. Die Agenda 2030 ist nach der Nationalen Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung „ein Aktionsplan für die Menschen, den Planeten und den Wohlstand“, dessen 17 SDGs den Rahmen für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie Armut, Klimawandel, humanitäre Krisen, Gesundheitsgefahren, Geschlechterungleichheiten, Naturkatastrophen oder die Erschöpfung natürlicher Ressourcen abstecken (NATIONALE PLATTFORM BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 2017: 7).

Für die Verwirklichung dieses internationalen Vorhabens spielt Bildung eine Schlüsselrolle, denn sie ermöglicht „ein fundiertes Verständnis der Herausforderungen und eine kritische Diskussion über mögliche Lösungswege“ (ebd.). Somit kommt der BNE eine enorme Wichtigkeit zu. Darüber hinaus ist mit dem Unterziel 4.7 der SDGs Bildung für nachhaltige Entwicklung als eigenes Handlungsfeld definiert:

Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nach-haltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschen-rechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschät-zung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung“ (STATISTISCHES BUNDESAMT o. J.).

SDG 4 (STATISTISCHES BUNDESAMT o. J.)

Die Gestaltungskompetenz der BNE

Bildung darf dabei nicht nur die Vermittlung von reinem Verständniswissen sein (vgl. WBGU 2011: 377). Empirisches Wissen ist die Voraussetzung für die gesellschaftliche Lösung komplexer (Umwelt-)Probleme, führt jedoch nicht automatisch zum Handeln, welches die ganzheitliche Transformation in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung unterstützt. Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt demnach nicht nur Verständniswissen, sondern auch normative und handlungspraktische Aspekte, sowie Kompetenzen, die „die Lernenden zu Reflektion ihres Handelns und zur Gestaltung ihrer Zukunft befähigen“ (ebd.).
Um die Ziele der BNE zu erreichen wurden vom Nationalkomitee der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (2005-2014) zwölf Teilkompetenzen der Gestaltungskompetenz definiert (vgl. DE HAAN 2008). Die zwölf Kompetenzen gliedern sich in die Bereiche Sach- und Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Selbstkompetenz. Folgende Teilkompetenzen der Gestaltungskompetenz richten sich dabei explizit an die hier vorliegende Thematik:

Teilkompetenz

Jugendliche und junge Erwachsene

3. Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln

…„stellen Konzepte der Nachhaltigkeit in den Bereichen (…) Ökonomie, Handel, (…) Konsum, (…) anhand einzelner Beispiele dar“

5. Gemeinsam mit anderen planen und handeln können

…„planen im Sinne der Zukunftsvorsorge und im Bewusstsein globaler Zusammenhänge Formen solidarischen Handelns und setzen diese an einzelnen Beispielen um“

7. An kollektiven Entscheidungsprozessen teilhaben können

…„beschreiben Solidarität und Zukunftsvorsorge für Mensch und Natur als gemeinschaftliche und gesellschaftliche Aufgabe”

8. Sich und andere motivieren können, aktiv zu werden

…„beschreiben und beurteilen Formen gemeinsamen Engagements für solidarische Aktivitäten (z.B. gegen Armut, Diskriminierung, Umweltrisiken)“ und
…„wenden Verfahren der Selbstmotivation zum Engagement für nachhaltige Wirtschafts- und Lebensformen an“

9. Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren können

…“beschreiben Lebensweisen, welche einen nachhaltigen Konsum (…) sichern und befördern“

Quelle: Solidarische Teilkompetenzen der Gestaltungskompetenz: Brauns Julia; Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts (M.A.); “Mensch & Mitwelt vor Profite – Wirtschaft neu denken!”: Konzipierung eines Schulklassenprojekts zum Themenbereich Solidarische Wirtschaftsweisen & Lebensstile auf Grundlage von Schülervorstellungen zur Solidarischen Ökonomie im Kontext einer Bildung für nachhaltige Entwicklung; angelehnt an DEFFNER (2017).

Literaturquellen:

DEFFNER, W. (2017): Lernen für die Zukunft – Definition von Gestaltungskom-petenz und ihre Teilkompetenzen. Online unter: https://www.landesschulbeho-erde-niedersachsen.de/bu/schulen/schulentwicklung/bne/umweltschule/das-projekt/gestaltungskompetenz (03.12.2019).

DE HAAN, Gerhard (2008): Die zwölf Kompetenzen der BNE. Online unter: https://www.globaleslernen.de/sites/default/files/files/link-ele-ments/die_zwoelf_kompetenzen_der_bne_de_haan.pdf (24.11.2019).

DEUTSCHE UNESCO-KOMMISSION e.V. (DUK) (o. J.): Was ist BNE?. Online unter: https://www.bne-portal.de/de/einstieg/was-ist-bne (20.11.2019).

DEUTSCHE UNESCO-KOMMISSION e.V. (DUK) (2015): UNESCO Roadmap zur Umsetzung des Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Bonn: Brandt.

STATISTISCHES BUNDESAMT (o. J.): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeits-ziele. Online unter: https://sustainabledevelopment-germany.github.io/ (24.11.2019).