Im Folgenden wollen wir Ihnen Bildungsmaterial und Ideen an die Hand geben, wie sie eigenständig einen Praxistag zu solidarischen Alternativen im Bereich solidarische Landwirtschaft und kooperatives Gärtnern gestalten können.
In unserem Projekt besuchen wir den “StadtAcker”, einen Gemeinschaftsgarten in München. Die Jugendlichen lernen hier nicht nur die Werte und Funktionsweisen eines Gemeinschaftsgartens kennen, durch aktives Gärtnern beschäftigen sie sich auch mit kreislauforientierten Anbaumethoden und setzen sich mit der Frage auseinander, was das eigene Konsum- und Ernährungsverhalten mit globaler Solidarität und dem Erhalt der Biodiversität zu tun hat.
Besuchen auch Sie mal mit ihren Jugendlichen einen Gemeinschaftsgarten in München. Eine Übersicht über weitere urbane Gärten in München finden Sie hier.
Kurzinfo: Gemeinschaftsgarten „StadtAcker“ in München (Schwabing-West)
Der StadtAcker ist ein urbaner Gemeinschaftsgarten, in dem gemeinsam gegartelt wird. Träger ist der Quartiersverein Ackermannbogen e.V.
Gemeinschaftsgarten bedeutet: Es werden keine Einzelparzellen bewirtschaftet. Stattdessen arbeiten wir gemeinsam in Themengruppen. Das heißt, wir säen, pflanzen und ernten gemeinsam. Damit wächst Gartenwissen, Gemeinsinn und Gemeinschaft – auch über den Gartenzaun hinaus!
Unser Selbstverständnis ist getragen von Wertschätzung und Rücksichtnahme gegenüber Mensch und Natur. Mit Saatgut- und Pflanzen-Tauschbörsen greifen wir Themen wie Artenvielfalt und Arterhaltung auf. Der StadtAcker leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Lebensmittel, die wohnortnah produziert und verbraucht werden, verringern den Transport von importierten Waren. Ein geschlossener Nährstoffkreislauf mit Kompostierung anstelle von Mineraldünger, sowie der Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz und maschinelle Bodenbearbeitung verringern den CO2 Ausstoß beim Anbau erheblich.
Wir wollen in diesem Film die Besonderheiten eines Gemeinschaftsgartens für die Jugendlichen sichtbar machen. Auf einem gemeinsamen Rundgang durch den “StadtAcker” erfahren Sie in Impressionen was ein Gemeinschaftsgarten ist und welche Ziele mit ihm bei der Umsetzung durch die Aktiven vor Ort verfolgt werden. Bei dem Rundgang werden diese Fragen an unterschiedlichen Orten auf dem “StadtAcker” (z.B. Kräuterbeet, 4-Felder-Beet, Kompost und Bienenstock) erfahrbar gemacht. Dabei wechseln sich kognitive Inhalte mit sinnlichen Eindrücken ab, in Form von Übersichtaufnahmen und Erklärungen durch Aktive des “StadtAckers” im Wechsel mit Nahaufnahmen von Pflanzen, Tieren, Menschen beim Garteln oder das Zeigen von Bodenlebewesen.
Aufgabe 1:
Lese dir den Infotext über den “StadtAcker” einem Gemeinschaftsgarten in München durch und schaue dir den Film dazu an.
Aufgabe 2:
Beantworte anschließend folgende Fragen.
- Was ist ein Gemeinschaftsgarten?
- Was sind die Vorteile von einem Gemeinschaftsgarten?
- Welche Ziele werden bei einem Gemeinschaftsgarten verfolgt?
- Welche Grundsätze einer solidarischen Wirtschafts- und Lebensweise erkennst du hier wieder?
Aufgabe 3:
Nun seid ihr gefragt! Ihr erzeugt eure eigenen lokal produzierten Lebensmittel. Baue zusammen mit anderen Jugendlichen mit Hilfe der Anleitung euer eigenes Hochbeet, das ihr zum Beispiel mit Kräutern oder ausgekeimten Pflanzen bestücken könnt.
Rezepte aus dem eigenen Hochbeet oder dem Schulgarten
Hier findest du eine Auswahl an vegetarischen / veganen Rezepten, die ihr mit Eurer gemeinsamen Ernte aus dem Hochbeet oder dem Schulgarten, ausprobieren könnt. Alle Rezepte lassen sich auch wunderbar vegan zubereiten. Hier sind die Zutaten mit einem V gekennzeichnet.
Guten Appetit und viel Spaß beim Ausprobieren!
Naturkosmetik aus dem eigenen Hochbeet oder dem Schulgarten
Naturkosmetik ist, wie der Name schon sagt, Kosmetik auf Naturbasis. Und in der “anderen” Kosmetik? Was ist dann da drin? Naturkosmetik ist noch kein “geschützter Begriff”, d.h. es könnten alle Firmen ihre Kosmetikprodukte als Naturkosmetik bezeichnen. Das heißt für die Käufer*innen, dass genau auf die Inhaltsstoffe und Zutatenliste geachtet werden sollte. Das ist aber recht mühselig und ziemlich kompliziert.
In Deutschland können sich Verbraucher*innen an den weitverbreiteten Naturkosmetiklabeln BDIH und Nature orientieren: Die Naturkosmetikhersteller haben sich in einem Verband zusammengeschlossen und Richtlinien für die Herstellung von Naturkosmetik herausgebracht.
Was Naturkosmetik ist und was die Vorteile im Unterschied zu der konventionellen Kosmetik sind, kannst du dir in der Info durchlesen.
Aufgabe 1:
Lese dir den Infotext zur Naturkosmetik durch. Was sind die Vor- und Nachteile von Naturkosmetik? Welches solidarische Grundprinzipien wird bei der Verwendung von Naturkosmetik beachtet?
Aufgabe 2:
Naturkosmetik lässt sich ganz einfach selber machen. Probiere es gleich aus. Ein paar einfache Rezepte findest du hier.
Das Monopoly der Lebensmittelproduktion
Früher wurde auf traditionellen Höfen von Kleinbäuer*innen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft alles selbst auf dem Hof produziert und benutzt – Saatgut, Jungtiere, Futtermittel und Dünger. Im späten 19. Jahrhundert entwickelte sich durch die Mechanisierung und Motorisierung von Landwirtschaft, die besseren Konservierungs- und Lagerungsmöglichkeiten von Lebensmitteln, zunehmende Transportmöglichkeiten mit Zügen und Schiffen und die Produktion neuartiger Chemikalien (vor allem mineralische Düngemittel und Pestizide) eine industrialisierte und globalisierte Wertschöpfungskette für Nahrungsmittel und Agrarkraftstoffe mit negativen Folgen für Böden, Wasser, Klima, Tierschutz und Gesundheit.
“Heute bestimmen einige wenige globale Konzerne die großen Trends in der Landwirtschaft und beim Nahrungsmittelkonsum. Die Player sind bemerkenswert langlebig. Viele der heute führenden Unternehmen gehörten schon zu den Begründern des modernen Systems: Cargill, Deere, Unilever, Nestlé, McDonald’s, Coca-Cola.” (Konzernatlas 2017, S. 11)
“Saatgut, Jungtiere, Futtermittel, Dünger – was früher auf dem Bauernhof selbst produziert werden konnte, sind heute separate Sektoren der industrialisierten und globalisierten Wertschöpfungskette für Nahrungsmittel. Dazu gehören auch der Handel, die Verarbeitung und der Verkauf von Lebensmitteln. Das schwächste Glied in dieser Kette sind diejenigen, welche die Lebensmittel anbauen und produzieren: die Bäuerinnen und Bauern. Besonders Kleinbauern im Globalen Süden geraten im Zuge des Konzentrationsprozesses in der Nahrungsmittel-produktion immer mehr unter Druck. Ihr Recht auf Nahrung kann vielfach verletzt werden: durch Patente auf Saatgut, Verdrängung vom Land, unfaire Arbeitsbedingungen, zu niedrige Preise oder die Verdrängung von informellen Märkten.” (AGROPOLY 2014; S. 18)
Aufgabe 1:
Lese dir die Kurzinfo zum Thema „Monopoly der Lebensmittelproduktion“ durch.
Aufgabe 2:
Lege nun die einzelnen Sektoren der industrialisierten Wertschöpfungskette der Lebensmittelproduktion in einer sinnvollen Reihenfolge zusammen und vergleiche sie mit der Lösung. Drucke dir dazu das Legespiel aus oder spiele es direkt hier.
Aufgabe 3:
Vergleiche nun die industrialisierte, globalisierte Lebensmittelproduktion mit der Grafik zur traditionellen kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Was fallen dir für Unterschiede auf? Welche Vor- und Nachteile ergeben sich deiner Meinung nach aus der aktuellen Art und Weise, wie Nahrungsmittel hergestellt werden? Schreibe sie auf.
Aufgabe 4:
Welche „Was muss anders werden!“-Forderungen stellen NGOs und was kannst du als Konsument*in tun? Lese dir dazu in „Agropoly – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion“ S. 17 durch und diskutiert die Punkte.
Aufgabe 5:
Was bedeutet der Begriff Ernährungssouveränität? Finde es heraus und lese dazu im KONZERNATLAS 2017 S. 46 und 74 und schaue dir den Film an.
Kurzinfo: Weltacker
Teilen wir die gesamte Ackerfläche der Welt (1,5 Milliarden Hektar) durch die Zahl aller Menschen (7,5 Milliarden) ergibt dies etwa 2000 m2 pro Nase. Darauf muss also alles wachsen, was ein Mensch verbraucht: Von Lebensmitteln über Tierfutter und Baumwolle für Kleidung bis hin zu Biosprit und anderen Agrarrohstoffen.
Das 2000 m2 Projekt der Zukunftsstiftung Landwirtschaft versucht, diese globalen Herausforderung greifbar zu machen. Dazu wurde der Weltacker in Berlin angelegt. Auf 2000 m2 stehen hier die 45 wichtigsten Ackerkulturen im maßstäblichen Verhältnis, in dem sie auf den Feldern weltweit wachsen.
mym2.de ist sozusagen die digitale Fortsetzung des Weltackers. Der eigene Flächenbedarf kann genau auf Dich zugeschnitten berechnet werden.
Probier es gleich mal aus!
Aufgabe 1:
Lese dir den Infotext über das Projekt Weltacker in Berlin durch und schaue dir den Film dazu an.
Aufgabe 2:
Probiere nun den Flächenrechner aus, indem du den QR-Code einscannst oder auf den Link klickst. Lese dir vorher die Info zum digitalen Flächenrechner durch.
Digitaler Flächenrechner: „Wie viel Acker gibt’s heute zum Mittag?”
Jeder Bissen, der in deinen Mund wandert, hat einen einzigartigen Ort, an dem er gewachsen ist und den er gestaltet. Stell dir mal all die Orte und Menschen vor, von denen deine Pizza stammt! Schon ihre fünf Grundzutaten stammen aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt und haben ihre ganz eigene Geschichte. Aber nicht nur das, was wir essen, muss irgendwo wachsen. Auch das Futter für unsere Tiere, die Baumwolle für unsere Kleidung und Biokraftstoffe für den Tank stammen vom Acker. Nicht zu vergessen: der ganze Abfall, der dabei entsteht.
Teilt man die 1,5 Milliarden Hektar Ackerfläche der Welt durch die gut 7,5 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, so stehen jedem von uns ca. 2000 m2 zur Verfügung, pro Tag also etwa 5,5 m². Das reicht eigentlich aus, um uns sogar mit Luxusgütern wie Tabak oder Kakao zu versorgen. Und trotzdem brauchen Europäer*innen im Schnitt 700 m2 mehr, die Menschen in anderen Ländern fehlen.
Woher sollst du aber wissen, wie viel Acker welche Produkte brauchen und wie du am besten mit deinen 5,5 m² pro Tag umgehst? Der Flächenrechner mym2.de (Link oder QR-Code) hilft dir genau da: Wähle ein Gericht aus oder gib die Zutaten deiner Mahlzeit ein. Dann berechnet dir mym2.de, wie viele Quadratmeter dein Essen benötigt und mit wie vielen Kalorien es dich dabei versorgt. Entdecke spannende Unterschiede, informiere dich zu den einzelnen Zutaten und darüber, was du daran verändern kannst. Dabei geht es nicht einfach darum, so wenig Quadratmeter wie möglich zu nutzen, sondern unsere 2000 m² pfleglich zu behandeln und mit allen den Lebewesen zu teilen, ohne die der Boden nicht fruchtbar und die Vielfalt nicht intakt wären. Es ist mehr als genug für alle da, wenn wir es richtig anstellen.