Das I.L.A. Kollektiv, dessen literarische Werke unser Projekt “Mensch & Mitwelt vor Profite – Wirtschaft neu denken!” maßgeblich prägen, beschreiben den Terminus wie folgt:
„Die solidarische Lebensweise ermöglicht es allen Menschen, ihre Bedürfnisse zu verwirklichen und gleichzeitig die Mitwelt (…) zu erhalten. Sie schließt niemanden aus und ermöglicht allen ein Leben, das nicht auf Kosten anderer geht, eben ein Gutes Leben für Alle. (…). Die solidarische Lebensweise entspricht nicht dem einen politischen oder wirtschaftlichen System (…). Jenseits von Ausbeutung und Diskriminierung füllen die Menschen den Begriff des solidarischen Lebens vielfältig“ (AMBACH et al. 2019: 10).
Solidarisch gelebte Alternativen setzen also auf Gerechtigkeit, Kooperation, Zusammengehörigkeit und auf eine intakte Ökologie. Sie sind nach den Autor*innen zudem der Gegensatz zu imperialen Lebensweisen (vgl. ebd.). Diese gehen mit Wirtschafts- und Le-bensstilen einher, die auf Kosten zukünftiger Generationen, der Natur und der derzeit lebenden, oftmals benachteiligten Menschen im globalen Norden und Süden basieren (vgl. ebd.: 7). Imperiale Wirtschafts- und Lebensweisen implizieren beispielsweise günstigen Massenkonsum von Produkten, die in Ländern des globalen Südens unter men-schenunwürdigen Bedingungen produziert wurden und damit einhergehend die naturausschöpfende Rohstoffgewinnung für die Herstellung dieser Konsumprodukte. Jedoch sind die Grenzen der imperialen Lebensweisen nahezu erreicht, da die natürlichen Ressourcen der Erde und ihre Senken überlastet sind (vgl. ebd.: 8).
Das Konzept der imperialen Lebensweise ist nicht nur auf gesetzlicher Ebene, Organisationen und gesellschaftlichen Strukturen verankert, sondern auch in den subjektiven Vorstellungen der Menschen darüber, „was sie als normal und erstrebenswert erachten“ (ebd.: 10). Das nachfolgende Schaubild verdeutlicht das Konzept der imperialen Lebensweise:

Das Konzept der imperialen Wirtschafts- und Lebensweise (COMMON FUTURE e.V. o.J.)

Für einen ganzheitlichen gesellschaftlichen Veränderungsprozess hinzu solidarischen Lebens- und Wirtschaftsweisen braucht es also Veränderungen von wirtschaftlichen und politischen Strukturen und Institutionen, ebenso wie von Konsumgewohnheiten jedes Einzelnen (vgl. ebd.). Folgende Darstellung bietet einen Überblick über die Prinzipien der solidarischen Lebensweise:

Die solidarische Lebensweise (AMBACH et al. 2019: 8)

Schließlich sind solidarische Wirtschafts- und Lebensweisen keine Utopien einer fernen Zukunft. Gegenwärtig gibt es bereits zahlreiche Ansätze, die aufzeigen, wie Wirtschaften und Leben, welche nicht auf Kosten anderer basieren, umgesetzt werden können. Hierzu zählen beispielsweise Kleidertauschbörsen und Cafés, in denen Menschen sich gegenseitig helfen Dinge zu reparieren, Wohnprojekte mit gemeinsam genutzten Gartenflächen, Ernährungsräte und Energietische, bei denen Einwohner*innen demokratisch ihre Lebensmittel- und Stromversorgung bestimmen, verkürzte Arbeitszeiten, die dazu beitragen, dass neben der Erwerbsarbeit noch Zeit für Engagement zur Verfügung steht, Bürger*innenbusse, fairer Handel, sowie regionale Wirtschaftskreisläufe (vgl. ebd.: 9).

Quelle: Brauns Julia; Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts (M.A.); „Mensch & Mitwelt vor Profite – Wirtschaft neu denken!“: Konzipierung eines Schulklassenprojekts zum Themenbereich Solidarische Wirtschaftsweisen & Lebensstile auf Grundlage von Schülervorstellungen zur Solidarischen Ökonomie im Kontext einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Literaturquellen:

AMBACH, Christoph, AUSTALLER, Monika, BÄHR, Hermine, BEIL, Christopher, BROKOW-LOGA, Anton, EICKE, Leima, INKERMANN, Nilda, HILDE-BRANDT, Frederike, JEGLITZKA, Elisabeth, KALT, Tobias, KOLBINGER, Ju-lia, LAGE, Jonas, RIES, Felix, RITTER, Johanna, ROSSWOG, Tobi, SCHWAUSCH, Christiane, THOMAS, Wiebke, VAN TREECK, Katharina & WALCH, Simon (I.L.A. Kollektiv) (2019): Das Gute Leben für Alle. Wege in die solidarische Lebensweise. München: oekom.

VOß, Elisabeth & NETZ FÜR SELBSTVERWALTUNG UND SELBSTORGANISATION e.V. (Hrsg.) (2015): Wegweiser Solidarische Ökonomie. Anders Wirtschaften ist möglich! (2. Auflage). Neu-Ulm: AG SPAK Bücher.